Conrad-CDDO Ales Drabek im Onventis Interview

Wie Conrad die Digitalisierung in Zeiten von Corona vorantreibt

Die aktuelle Corona-Krise im Einkauf bestätigt die Cloud-First-Strategie von Conrad Electronic, einem der weltweit größten Player im Versand- und Einzelhandel für Elektronik und seit 2013 Kunde der Cloud-basierten Lösung Onventis Buyer. Im Gespräch erklärt Chief Digital and Disruption Officer Ales Drabek, die Plattformstrategie des Hirschauer Familienunternehmens, warum Geschwindigkeit im B2B-Geschäft noch wichtiger geworden ist und welche Procurement-Themen Conrad heute mit Onventis vorantreibt.

Ales Drabek
Chief Digital & Disruption Officer
Conrad Electronic SE

Aktuell dominiert ein Thema den Einkauf: COVID-19. Herr Drabek, Sie sind seit 2016 Chief Digital & Disruption Officer bei Conrad Electronic SE und kümmern sich in Ihrer Rolle um Digitalisierung und Innovationen innerhalb der Conrad Group.

Welche Auswirkungen hat die Corona Krise auf Ihre Arbeit?
In Zeiten von COVID-19 hat sich bestätigt, dass unsere Cloud-First-Strategie, die wir seit 3 Jahren fokussieren, absolut richtig war. Wir haben hier komplett neue Lösungen für die interne Kommunikation und Kollaboration implementiert. Das Daten-Management sowie alle Online Shops sind in die Cloud gezogen. Davon konnten wir in den letzten Monaten sehr gut profitieren. Auch bei unseren B2B-Kunden ist eine klare Präferenz für die Nutzung von Online-Sourcing-Plattformen erkennbar. Plattformen haben den großen Vorteil, Millionen von Produkten von Lieferanten weltweit in Sekundenschnelle zu identifizieren. Hier finden Kunden die gesuchten Produkte ganz unkompliziert. Seit Beginn der Corona-Krise legen wir bewusst noch mehr Wert auf die Geschwindigkeit bei der Implementierung neuer Technologien auf unserer Conrad Sourcing Platform. In Zusammenarbeit mit vielen anderen B2B-Händlern und Produzenten bauen wir gerade den Conrad B2B Marketplace als integralen Bestandteil unserer Sourcing Platform auf. Wir glauben, dass Kunden sich in Zukunft nur noch in einem gemeinsamen Ökosystem zur Lösung ihrer Probleme und Bedarfe bewegen werden. Zudem hat sich der Fokus auf neue technologische Innovationen wie Internet of Things (IoT) oder Digital Office weiter verstärkt. Zu einer funktionierenden Plattformökonomie gehören aber nach unserer Überzeugung Menschen und Maschinen: Ob Community, Customer Care, Vertrieb oder Businessberater – unsere Kunden vertrauen darauf, dass ihnen bei Conrad persönliche Ansprechpartner und Technikexperten zur Verfügung stehen, die ihre Bedürfnisse und Anforderungen kennen und verstehen und so ihren Bedarfen nachkommen können. Der Faktor Mensch spielt trotz aller Digitalisierung und effizienter Automatisierung nach wie vor eine extrem wichtige Rolle. Unter Plattform verstehen wir also einen vollumfassenden Kundenservice. Hierfür muss nicht nur technisch alles funktionieren, sondern es muss Menschen geben, die Kunden jederzeit dabei unterstützen, ihre Projekte effizient zu verwirklichen und ihr Business zum Erfolg zu führen.

Conrad hat schon früh begonnen, sich zu einer Plattform-Company zu wandeln. Welche Procurement-Themen treiben Sie mit Blick auf die aktuelle Situation für Ihre B2B-Kunden voran?

Aktuell finden Sie auf conrad.de über 5 Millionen Produkte für den technischen Bedarf. Ende 2020 sollen Kunden auf 10 Millionen Produkte zugreifen können. Die Conrad Sourcing Platform bietet nicht nur One-Stop-Shopping, sondern stellt alles zur Verfügung, was es dem Kunden ermöglicht, Prozesse zu optimieren und Kosten zu reduzieren. Dementsprechend kommen wir mit einfacher, schneller und umfassender Beschaffung den Bedürfnissen unserer Kunden nach effizienten digitalen Lösungen nach und automatisieren mit Smart Procure, OCI-Webshop, eKatalogen oder Smart Ordering über Conrad Connect deren Bestellprozesse. Im Grunde geht es darum, dass eine Plattform-Ökonomie alles leisten kann, was sich ein B2B Kunde, gleich welcher Größe, für seine Beschaffung wünscht. Die 4 wichtigsten Fragen, die uns gerade beschäftigen, sind:

  • Wie können wir für unsere mittelständischen Kunden mit geschlossenen Shops noch mehr Sortiment anbieten? Aktuell können diese schon mehr als 800.000 Conrad Produkte bestellen. Aber die Frage ist, wie können wir ermöglichen, auch unseren Marketplace Partnern einen Zugang zu diesen OCI Shops anzubieten. Das Ganze natürlich mit der Möglichkeit, individuelle Angebote und Preise für Einzelkunden anzubieten und alles per „Conrad Smart Procure“ auf Basis von Onventis in den Bestellprozessen unserer Kunden zu integrieren.
  • Wie können wir Payment-Services für unsere B2B-Kunden erweitern, um den Purchase-to-Pay Prozess weiter zu automatisieren?
  • Wie können wir unseren Marketplace Partnern, aber auch unseren B2B-Kunden umfassende Reportings zur Verfügung stellen, so dass sie den Ein- und Verkauf auf unserer digitalen Plattform besser managen können? Aktuell haben wir einen Pilot mit den ersten 10 Marketplace Partnern laufen, die über unsere Big Data Platform auf BigQuery sehr detaillierte Reports über ihre Verkaufsaktivitäten auf unserem Marketplace erhalten.
  • Wie können wir unseren Service „Fulfillment by Conrad“ für unsere Marktplatz- Partner weiter ausbauen, um für unsere Kunden eine 24-Stunden-Lieferung für alle wichtigen Produkte garantieren zu können? Die ersten Marketplace Partner nutzen bereits unseren Fulfillment by Conrad Service. Vorteil für unsere B2B Kunden ist, dass ihre Bestellungen in weniger Einzelpaketen geliefert werden und letztlich damit CO2 gespart wird. Diesen Service kann man sicher sehr innovativ noch weiter ausbauen.

Was verbirgt sich hinter Conrad Connect und welche Bereiche der Beschaffung kommen für diese Lösungen in Frage?

Conrad Connect ist eine IoT-Plattform, über die sich unsere B2B- und B2C-Kunden über Herstellergrenzen hinweg mit Geräten, Apps und Services vernetzen können. Mit unserer Lösung können smarte Projekte in kürzester Zeit realisiert werden. Benutzer wählen aus tausenden Projektvorlagen die passende aus und nutzen diese für ihre Automatisierung. Conrad Connect visualisiert die Daten aller vernetzten Sensoren der Plattform übersichtlich auf individuellen Dashboard. Über- oder unterschreiten von den Sensoren gemessene Daten einen festgelegten Grenzwert, alarmiert die Conrad-Connect-Plattform die zuständigen Personen automatisch.

Eine von vielen möglichen IoT-Use-Cases innerhalb von Conrad Connect ist der Smart Ordering-Service. Damit können Nutzer der Conrad Connect-Plattform zum einen selber den automatischen Bestellservice nutzen. Die Sensoren in den verknüpften Geräten melden rechtzeitig, wenn etwas zur Neige geht. Dann bekommen die Nutzer eine Nachricht und können nun entscheiden, ob sie entweder die Bestellung per Sprachbefehl (mit Alexa) oder mit einem Link in einer Textnachricht auslösen. Zum anderen können Retailer die Conrad Connect-Plattform nutzen, um ihren Kunden eine automatische Nachbestellung zu ermöglichen.

Eine weiterer Use Case ist die sogenannte Predictive Maintenance, also die vorausschauende Instandhaltung. Dabei geht es um das “Intelligentmachen” von Produktionsanlagen. Es werden an Geräten bzw. Maschinen einfach smarte Sensoren installiert, die per Vibrationsüberwachung melden, wenn etwas mit der Maschine gewissermaßen “nicht stimmt”. Smarte Sensoren wirken wie ein intelligentes Frühwarnsystem. Sie überwachen den Zustand und melden sich erst, wenn auch wirklich gewartet werden muss. Dadurch erhöhe ich die Anlagenverfügbarkeit und vermeide Produktionsausfälle. Kosten und Personal können effizient eingesetzt werden.
Mit der Conrad Connect-Plattform kann man zahlreiche Sensoren auch miteinander in Projekten verknüpfen. Sie arbeiten in Automatisierungsprojekten immer über einfache Wenn-Dann-Regeln. Zukünftig kann man dann auch den smarten Bestellservice mit Predicitve Maintenance verbinden: Sobald der Techniker nach einem Alarm der Sensoren die Maschine überprüft, kann er direkt das Ersatzteil über den Smart Ordering-Service bestellen.

Herr Drabek, vielen Dank für das Gespräch.

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